Dreieckland StromReport Effizienz-Werte (akt. 02.10.2006 ) Pressebüro © Marc Gusewski   Kontakt per: Email 

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  5.05 Regierungsrat entsorgt Öko-Initiative weiter

17.5.04 Baselbiet Spitze bei heizungslosen Häusern weiter

7.5.04 Öko-Gewerbehaus mit Energie in Saus und Braus weiter

24.4.03 Öko-Traumwerte für Passivhaus-Traum weiter

3.8.02 Neues Drehbuch für kantonale Ökopolitik weiter 

19.06.02 Bausanierer sollen besser sanieren weiter

18.3.02 Goldener Stecker sucht kalorienbewusste Steckdose weiter

23.1.02 Energien-Verschleiss passé: Baselbiet aktiv für Heizen-ohne-Heizung weiter

17.1.02 Fernwärme Schweiz wohin? weiter

21.11.01 Beide Basel planen Passivhaus-Anschubprogramm weiter

17.10.01 Baselbieter "Minergie"-Haus in Münchenstein weiter

30.08.01 Pionier-Hotels: Stromwechsel mit Effizienz-Boni weiter

6.01 "Nanos" in Liestal als Neuestes der Welt weiter

 

Regierungsrat entsorgt Öko-Initiative

Energiepolitik / Der Schlüssel zur Energie- und Umweltpolitik heisst „Nachhaltigkeit"; nicht „Faktor 4-Initiative". Nachdem das Öko-Volksbegehren acht Jahre pendent war, will der Regierungsrat dieses kompromisslos entsorgen.

Liestal. Der Baselbieter Regierungsrat lehnt die Volksinitiative „Faktor 4 – Energiekanton Basel-Landschaft" ersatzlos ab. Zwar wird „die Zielrichtung als richtig" beurteilt. Dies geht aus der Regierungsratsvorlage hervor, die Ende April an den Landrat überwiesen wurde. Gegen die Initiative nennt der Regierungsrat eine Reihe von indirekten Gegenargumenten, zumeist seine, von ihm so getaufte „Nachhaltigkeitsstrategie". Gleichzeitig werden legalistische Gründe geltend gemacht: Vorab, „nicht üblich" sei, Energiesparziele im kantonalen Energiegesetz zu verankern, wie die Initianten vorschlügen.

Die regierungsrätliche Vorlage 2005/121 stellt die endgültige Entsorgung dieses lange Jahre auf die super-lange Bank geschobenen Traktandums dar: Es gelangte nur selten zur Sprache, wurde dann aber für andere, inhaltlich verbundene Politgeschäfte stets verschoben, aber mit Rücksprache der Initianten durch die Regierung.

Heute verzichtet die federführende Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) von Elsbeth Schneider darauf, die Initiative in ihrem Sinne umzuformulieren. Dies wäre möglich, da die „Faktor 4-Initiative" als nicht-formuliertes Volksbegehren Gestaltungsmasse für die Regierung böte. Bei der BUD geht man aber davon aus, Glaubwürdigkeit einfordernd, dass man ausreichend „rege energiepolitische Aktivität" gezeigt habe in der Vergangenheit. Die Selbstseinschätzung wird gestärkt noch durch den „Vergleich der Kernindikatoren für eine nachhaltige Entwicklung mit den Kantonen Aargau, Bern, Graubünden und Zürich im April 2003", wo das Baselbiet „am besten" rangiere.

Ursprünglich, 1997, wollten die links-grünen Initianten mit ihrem Begehren ein „Abrutschen des Kantons ins energiepolitische Mittelfeld" stoppen. Sie wollten der Regierung ein glaubwürdiges Versprechen abringen, Umwelt- und Energiepolitik sauber durchzuführen. Die Unterschriften waren 1997 gesammelt worden. Parallel mit jenen für die Solar-Initiative, die 2003 zwischenzeitlich verworfen wurde. Im Mai 1998 war die Initiative von Ursula Stocker (Binningen), Lukas Ott (Liestal), Heinrich Holinger (Oberdorf), Hans Weber (Ettingen), Eric Nussbaumer (Liestal) und Hanspeter Eicher (Liestal) vorgestellt worden. Derzeit fehlt eine Stellungnahme der Initianten zum ablehnenden Bescheid des Regierungsrates.

Über die Volksinitiative hinaus, mit der kurzer Prozess gemacht wurde, vermittelt die Regierungsvorlage 2005/121 Einblicke in den aktuellen Kurs der Umwelt- und Energiepolitik von Regierungsrätin Elsbeth Schneider. Der stellt sich alles andere als widerspruchsfrei dar, folgt man den Ausführungen in zentralen Punkten, so: „Der notwendige Wertewandel für eine nachhaltige Entwicklung im Kanton (kann) nicht alleine mit weiteren gesetzlichen Mitteln und vor allem nicht im kantonalen Alleingang durchgesetzt werden."

Und weiter: „Deshalb setzen Regierungsrat und Verwaltung auf ein koordiniertes Vorgehen mit Bund und Nachbarkantonen." Was nichts anderes heisst als: Wir machen es in Zukunft mit den Nachbarn. Gleichzeitig schreibt die BUD: „Die Gestaltung und Umsetzung einer zukunftsgerichteten Energie- und Umweltpolitik (…) ist von höchster Priorität". Die Direktion Schneider verspricht sogar: „Der Kanton (…) fokussiert auf: die markante Reduktion der CO2-Emissionen und die Senkung des Energieverbrauchs." Man darf gespannt sein, was das zu sagen hat.

Seit geraumer Zeit unterstreichen Regierungsrätin Elsbeth Schneider und Alberto Isenburg, Amtsleiter der Umwelt und Energieabteilung (AUE) der BUD den Wert einer „Strategie der Nachhaltigkeit" – ausser Papier und zahllosen Sitzung entsprang dem bisher wenig. Es gelte, heisst es tapfer: „die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu gewährleisten, die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten und ein Leben im Gleichgewicht und Wohlbefinden zu ermöglichen." Welcher Mensch bei intakten fünf Sinnen wollte dies nicht? Witzig ist, die Entsorgung der Faktor 4-Initiative dokumentiert unfreiwillig genau die Punkte, die die Initianten seit 1997 an der BUD kritisieren. Der Titel für die „Faktor 4-Initiative" geht übrigens auf das gleichnamige, leicht verständlich zu lesende Buch („doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch") von 1995 zurück.

 

 

Baselbiet Spitze bei heizungslosen Häusern

Wie nirgends sonst in der Schweiz interessieren sich Baselbieter für Häuser ohne aktive Heizung. Die Landschaft entwickelte sich zum heissesten Platz für „coole“ Passivhaus-Bauten, auch dank Kantonsanreizen.

Liestal. msg. „In der Schweiz stehen die ‚High-End’-Passivhäuser im internationalen Vergleich. Und das Baselbiet avancierte zum heissesten Platz dafür.“ Mit diesen Worten zollte Experte Armin Binz dem Kanton Respekt am Donnerstag in Liestal. Hier präsentierte er vor einem über zweihundertköpfigen, regionalen Architekturpublikum die neuste Passivhaus-Siedlung auf Laubiberg in Liestal. Binz selbst gilt Schweiz-weit als „Ober-Isolationist“. Der Professor der Fachhochschule beider Basel leitet das Institut für Energie. Mittlerweile werden hier zehn Zentimeter dicke Wände entwickelt, die so gut isolieren wie früheres, Meter-dickes Bauwerk. Vom renommierten Institut sind auch Anstösse für das kantonale Passivhaus-Förderprogramm ausgegangen, in dessen Genuss Interessierte kommen. So auch auf dem Laubiberg, wo eine Reiheneinfamilienhaus-Siedlung nach diesem neustem Standard errichtet wurde.

Fachstelle verbucht Erfolge

Für den Leiter der kantonalen Energie-Fachstelle, Peter Stucki, ist schon heute der Beweis für die Zukunftsträchtigkeit da: „Statt gedankenlos von weit her transportiertes, unersetzliches Heizöl zu verfeuern, fördern wir vor Ort die Intelligenz am Bau und die Verwendung inländischer Ressourcen, und verhindern dabei auch Naturbelastung.“ Vor diesem Hintergrund hatte Regierungsrätin Elsbeth Schneider vor zwei Jahren ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt. Mit Beratungsgutscheinen, aber auch Subventionen pro schliesslich realisierten Passivhaus-Kubikmeter wird bedient, wer sich auf diesen umweltfreundlichen Weg zu begeben entschloss. Im Baselbiet sind das seither mehr Interessierte als sonstwo: Sechs Projekte wurden bisher verzeichnet, 22 Wohnbaueinheiten sowie ein Gewerbehaus, das letzte Woche an dieser Stelle vorgestellte „Wattwerk“, Bubendorf. In Liestal und Allschwil sind es Reiheneinfamilienhäuser. In Reigoldswil, Liedertswil und Pratteln freistehende Privatgebäude.

Passiv ist Antwort auf Heizölpreis

Die Reiheneinfamilienhäuser in Liestal benötigen nur noch ein Zehntel Heizenergie im Vergleich mit einem gewöhnlichen Haus. Passiv heisst in diesem Zusammenhang, Verzicht auf „aktive“ Heizung. Für angenehme Raumtemperatur im Winter sorgt die mindestens 30-Zentimeter Isolation sowie die unumgängliche, automatische Hausbelüftung. Die "zieht" ihre Energie wiederum effizient via Wärmepumpe und Wärme/Kältetauscher von der Restwärme aus der Umgebung. Oder, wie in Liestal, von einer für Frosttage installierten kleinen Holzschnitzel- bzw. Holzpellet-Nahwärmefeuerung. Im Sommer – das ist entscheidend – wird über die Belüftung das Haus auf kommode Temperaturen herabgekühlt, diesmal mit der Umgebungskälte aus dem Erdreich via „umgekehrter“ Wärmepumpe. Preislich, so Armin Binz, „ist ein Passivhaus klar teurer.“ Jenachdem, zehn bis zwanzig Prozent können es sein. Die hohen Bauausgaben werden kompensiert zu einem Teil durch eingesparte Heizkosten, je nach Ölpreis. Mit Solarkollektoren kann individuell teilweise auf konventionelle Boilerenergie verzichtet werden.

Baubranche aktiv herausgefordert

Der Laubiberg-Architekt Peter Baeriswyl erklärte die Herausforderung für die Baubranche: „Hier muss genauestens gearbeitet werden.“ Das bestätigte auch Patrick Suter von der beauftragten Generalunternehmung Erne im nahen Laufenburg: „Wir verwenden möglichst nur einheimische Holz-Rohstoffe am Bau.“ Das Passivhaus, oder auch „Minergie-P“-Haus genannt nach dem in der Schweiz eingeführten Qualitätszertifikat, erfordert chirurgische Handfertigkeiten vom Bauarbeiter. Die Hausteile werden zunächst auf den Millimeter genau in der Werkstatt vorgefertigt, und dann vor Ort aufgestellt. Dafür reicht dann einer, oder zwei Tage. Um eine Vorstellung über die verlangte Präzision zu geben: Wenn irgendwo geschlampt worden wäre, wäre es effektiver den Rohbau wieder abzubauen als z.B. eine Undichtigkeit nachträglich beheben zu wollen.

 

Öko-Gewerbehaus mit Energie in Saus und Braus

7.5.04 In Bubendorf gibt’s die Zukunft zu besichtigen: Das Gewerbehaus „Wattwerk“ kommt ohne Heizöl oder Elektroofen aus, und verfügt trotzdem über Energie in Saus und Braus – und gibt sogar Solarstrom ins Netz ab.

Liestal. msg. Alt Bundesrat Otto Stich als Ehrengast zeigte sich gestern in Bubendorf an der Einweihung des Gewerbehauses „Wattwerk“ beeindruckt: „Das hier ist die Zukunft.“ Stich beurteile es grundsätzlich als verantwortungslos „unersetzliche Energien“ wie Erdöl als Heiz- oder Kraftstoff „ein-fach“ zu verfeuern, „wenn wir unser einheizen könnten mit dem, was es vor der Haustür gibt.“ Für Stich ist darum klar: „Immer mehr Menschen erkennen die Bedeutung der Öko-Energie.“ Stich selbst erinnert sich mit Grauen, wie ihm vor dreissig Jahr sein Architekt riet: „Ach was Isolation. Das ist viel teurer als wenn wir mit Heizöl nachheizen, wenn’s kalt wird!“

Das Plus-Energiehaus kommt

Der Leichtsinn der 60er Jahre mit Heizöl ist nun ein teurer Spass. Wie so viele, musste auch alt Bundesrat Otto Stich in kleinen Schritten die Architektursünden ausbaden und isolieren. Über solche Geschichten kann Heinrich Holinger, der „Wattwerk“-Bauherr nur schmunzeln. Holinger’s Idee war ein Bauwerk aufzustellen, sagt er der BaZ, das unterm Strich auch Energie abgibt, morgen ist es öffentlich zu besichtigen. Holinger entschied sich für den so genannten Passivhausbaustil. Passiv heisst, dass nicht aktiv eingeheizt werden muss, und wenn, nur minimal. Das geht, wenn Fenster und Wandung genügend isolierend sind, sowie die Belüftung automatisch funktioniert, um unkontrollierten Wärmeverlusten entgegenzuwirken.

Passiv ist eins; Plusenergie das zweite

Das Passivenergiehaus „Wattwerk“ in Bubendorf wäre das eine; Holinger hungerte nach etwas Beispielhaftem: Er installierte auf dem Dach und an der Fassade Solarzellen, die Strom abgeben (auf www.wattwerk.ch sind die Daten minütlich abrufbar). Mit dem Ökostrom kann rechnerisch die Bezugsmenge für Computer, Kühlschrank und so weiter gedeckt werden, aber auch die der Notheizung, die für Tage mit Frost nötig werden kann. Verglichen mit „normalen Häusern“ „verfeuert“ die Notheizung soviel Elektroenergie, wie für zwei Kochplatten am Herd aus der Steckdose gezogen werden. Dies „Notding“ eine mit dem Gas Kohlendioxid arbeitende Erdsonde bzw. Wärmepumpe, ist eine schweizerische Neuheit. Sie arbeitet nahezu frei von Fremdenergie alleine durch Kondensationswärme-Zyklen, betrieben wird sie vom Energiedienstleister Elektra Baselland (EBL). Wenig überraschend, wurde das Bubendorfer Bauwunder von diversen Fernseh-Teams abgelichtet.

Am Anfang ist der Preis

Rund 1,5 Millionen Franken wurden für das 1100 Quadratmeter Nutzfläche, inkl. 550 Bürometer, umfassende Bauwerk aufgewandt. Anders als konventionelle Bauherren, musste Holinger am Anfang tief in die Tasche greifen. In Zukunft kann er sich über minimale Unterhaltskosten erfreuen. Im Normalfall funktioniert das genau anders rum. Für Peter Stucki, Energie Fachstellenleiter beim Kanton, ist das Bubendorfer-Modell strikt nachahmenswert. Stucki verwies gestern auf die Anstrengungen der Bau- und Umweltschutzdirektion für weitere energiesparende Bauinvestitionen. Die Anschubfinanzierung gelang schliesslich auch, so Holinger, weil sich weitere Ökopioniere als Mieter verpflichteten: das Energiestadt- und Windenergie-Beratungsbüro Enco AG von Robert Horbaty, bekannt als regionaler Windenergie-Pionier des früheren Ökozentrums Langenbruck, und die Firma Solbau für Sonnenenergie-Installationen von Jürg Bitterli und Andreas Escher, die zahllosen Interessierten in beiden Basel zur Sonnenenergie verhalf. Heinrich Holinger strahlte gestern und wünschte sich: „Noch unzählige Sonnenstunden für unser Haus, die ganze Region und alle, die auch so umweltbewusst sein wollen wie wir.“
 

 


Öko-Traumwerte erzielt für Passivhaus-Traum

24.4. Die technische Machbarkeit von „passiven" oder Null-Energiehäusern gilt als gegeben. Neu beweist ein Beispiel aus Pratteln, dass auch Traumhaus-gleiche Bauten mit diesem Öko-Standard mit geringem Mehrpreis erzielbar sind.

Pratteln. „Im Jahr 2020 oder so, wird der Passivhaus-Standard Baugesetz sein. Dieses Beispiel beweist aber, dass das schon heute möglich ist." Mit diesen begeisternden Worten stellte Peter Stucki, Abteilungsleiter Energie vom Baselbieter Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) am Mittwoch in Pratteln ein für den Kanton besonderen Neubau vor: Das erste, nach speziellen ästhetischen Kriterien und Nützlichkeitserwägungen heraus errichtete Einfamilien-Atelierhaus.

Kantonalbank lanciert Öko-Hypothek als Inlandsneuheit

Zusätzlich wurde ein Neuheit verkündet: Ab sofort können energiebewusste Bauherrschaften im Baselbiet mit zusätzlicher Unterstützung durch die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) rechnen, orientierte Adrian Gutzwiller über aktuelle Bestrebungen. Einige Tausend Franken können mit einer Öko-Wohnhypothek während der ersten Jahre eingespart werden. Das Finanzinstitut, so Gutzwiller, verspricht sich von seinem Angebot einen weiteren Schub hin zum Ökologie-bewussten Bauen, obwohl Passivhäuser zwischen 8 bis 10 Prozent teurer sind. Indes wird die höhere Investition mittelfristig mehr als ausgeglichen durch die sich erübrigenden Heiz- und Kraftstoffrechnungen.

Als Bauherrin zeigte sich die Künstlerin Nicole Schmölzer über ihre neue Heim- und Werkstätte mehr als zufrieden. „1969 sind die Menschen auf den Mond geflogen, da muss es doch möglich sein, heute im Einklang mit der Umwelt zu bauen." Dass sie sich schliesslich für die eingeschlagene Bauweise entschied, lag einem Mix von Zufall und Zielstrebigkeit zugrunde. Zufall, weil sie über den Lichtexperten Reto P. Miloni, der spezielle Helligkeitsverhältnisse für ihr Atelier herstellen sollte, auf einen motivierten Architekten traf. Zielstrebigkeit, wie sie der BaZ sagte, weil sie sich vom Beginn weg nach alternativen, umgebungsbezogenen Quellen für ihre Energieversorgung umgesehen hatte.

Von aussen zeigt sich der Bau im Rankacker-Quartier unauffällig. Nur Solarzellen, die dieser Tage angebracht werden, repräsentieren ein gewisses ökologisches Statement. Mit dem so erzeugten Strom, wie auch mit der Solarkollektorenabwärme, wird das besondere Innere gespiesen. Im Winter sorgt ein ausgeklügeltes Zu- und Abluftsystem für Wärme, im Sommer kühlt dieses System. Die Fenster können geöffnet werden. So unspektakulär wie sich diese Massnahmen anhören, so besondere Forderungen stellen diese an den Bauhandwerker. Jedes Fassadenstück muss millimetergenau passen, sonst gehen Effizienz-Prozente sogleich verloren.

Der Begriff „Passivhaus" bezieht sich auf den Energieverbrauch – es bezieht seinen Wärmeenergiebedarf „passiv" durch die Umgebung und nicht „aktiv" durch eine Heizung. Solche Bautentypen benötigen mindestens zehn mal weniger Energie als konventionelle. Der Restbedarf kann theoretisch durch Solarstrom und Sonnenkollektor-Abwärme gedeckt oder gar übertroffen werden. Diese Energieproduktivität bei gleichzeitiger Verminderung von Auslandsabhängigkeiten (Erdöl, Winter-Stromimporte) wird durch die Forschung und Subventionen der öffentlichen Hand unterstützt im Form des sogenannten „Minergie P"-Zertifikats und Zuschüssen in Höhe von ein paar zehntausend Franken.

Externer Link: BLKB

 

Bausanierer sollen besser sanieren

 

19.06.02 Wer seine Gebäude nach neusten Standards saniert, erhält Unterstützung beider Basler Kantone. Energieeffiziente Sanierungen mildern die Energieabhängigkeit.

Muttenz. Bereits kann im Baselbiet auf zwei musterhafte Sanierungen nach neusten Standards verwiesen werden: das Verwaltungsgebäude der Elektra Baselland (EBL) in Liestal und ein Mehrfamilienhaus in Pratteln. Diese sind wiederhergestellt worden wie es der in der Bauszene diskutierte „Minergie“-Standard vorschreibt, ohne diesem aber sklavisch regelkonform zu entsprechen.

„Wir fördern gute Resultate“, sagt dazu Achim Benthaus, Mitarbeiter des Baselbieter Amtes für Umwelt und Energie (AUE). Denn beide Basel unterstützten mit öffentlichen Mitteln musterhafte Projekte. Gerade weil der gegenwärtige Liegenschaftsbestand, der die Schweiz dominiert, aus den 60er und 70er Jahren hinfällig ist, könnte mit Renovationen nach dem Minergie-Standard schlagartig der Wohn- und Büroraum-Energiebezug um über die Hälfte verringert werden. Weniger Energieabhängigkeit (Heizöl, Erdgas, Strom) bringt dabei enorme Wohnraumaufwertung, wie Beispiele zeigen, die am Mittwoch am „energieapéro“ beider Basel, mit Hilfe der Fachochschule und der Vereinigung der Energiefachleute beider Kantone, vorgestellt wurden.

Bereits über 100'000 Quadratmeter Wohn- und Bürofläche hat die „Swissre“, eine führende Gebäudebesitzerin in der Schweiz, nach „Minergie“-Standard „umgebaut“. „Die Erfahrungen sind rundum erfolgsversprechend“, sagte Rudolf Glesti, Leiter Bau. Wer mit dem Rückversicherer als Planer und Architekt zusammenarbeiten wolle, müsse sich bei den neuen Standards auskennen. Dabei sei es wie mit besonders werthaltigen Anschaffungen: sie sind etwas teurer, bringen’s aber länger – und amortisieren sich dadurch – z.B. durch den geringeren Heiz- und Kühlenergiebedarf, höhere Benutzerzufriedenheit, geringeren Gebäudeverschleiss etc. „Minergie“ sei bei Auffrischungen genauso gut anzuwenden wie bei Neubauten, wenn Know-how und Bereitwilligkeit der Beteiligten vorhanden sind, widersprach Glesti Skeptikern und Abwieglern.

Wie neugebaut und neugesiedelt, wirken bereits bekannte Wohn- und Geschäftshausumbauten. Franz Romero (Zürich) und Karl Viridén (Zürich) präsentierten zwei Mehrfamilienhaus-Projekte, wo ziemlich beliebige und runtergekommenen Bauten zu hoch attraktivem, ansprechenden Wohnraum reaktiviert wurden – mit grossem Erfolg bei den Mietern sowie mit den erwarteten Einsparungen. Peter Stucki, Abteilungsleiter BL AUE zog sein Resummé: „’Minergie’heisst win-win Situationen für alle – ausserdem schaffen wir qualifizierte Arbeitsnachfrage mit zukünftigem, volkswirtschaftlichem Nutzen.“

Siehe auch: Programm beider Basel für Minergie/Passivhaus

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Goldener Stecker“ sucht kalorienbewusste Steckdose

18.3.02 Die „Erleuchtung“ gegen Energieverschwendung muss zuhause beginnen. Dies zeigt die Aktion „Goldener Stecker“ für Design-Energie-Hochleistungslampen, die derzeit in Sissach gastiert.

Sissach. Während der Begriff der Diät, besonders der kalorienbewussten Frühjahrsdiät, buchstäblich in aller Leute Munde ist, wird im Elektroeffizienzbereich Völlerei betrieben, rechnet man Kalorien in Watt um: Gut zwei Drittel der Elektroenergie im Beleuchtungsbereich gehen wirkungslos verloren durch veraltete Technik, vorab die klassische Glühbirne. Um Hochleistungstechnik im Leuchtenbereich attraktiv zu machen, veranstaltete die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (SAFE) einen Leuchtenwettbewerb „Goldener Stecker“. Noch bis 26. März sind die prämierten Lampen in der Unteren Fabrik in Sissach zu besichtigen (8-17 h).

„Energiepolitik in den 70er und 80er Jahren war Beleuchtungspolitik“, erinnerte Gemeinderätin Alice Leber an die ersten Behördenmassnahmen. An einer kleinen Vernissage betonte sie auch: „Für viele Menschen heisst Energiesparen nach wie vor, das Licht zu löschen.“ Sie zeigte sich erstaunt, wie wenig Menschen nach annähernd dreissig Jahren Ressourcen-Diskussion ein Minimum an Verständnis für Energietechnik aufbringen. Denn: die wirklichen Energieverschwender sind Auto und Heizung. In diesem Sinne wünschte sie „mehr Erleuchtung für das Bewusstsein und auch effiziente Leuchten.“

Gewerbevereinspräsident Werner König führte mit praktischen Beispielen vor, dass die Hochleistungsleuchte wie eine Glühbirne aussieht. Er sagte: „Niemand muss mehr Energie verschwenden, um eine ästhetische Helligkeit zu erzeugen. Die Technik ist fortgeschrittener als die meisten denken.“

Felix Jehle betonte für die Baselbieter Energiesparberatung, die im Kanton durch die Gemeinden und die konzessionierten Elektra-Unternehmen EBM und EBL gewährleistet wird: „Wir haben viel erreicht. Aber angesichts des Weges der vor uns liegt, ist noch viel mehr zu tun.“ Jehle sieht im „Goldenen Stecker“ die Möglichkeit: „Moderne und modernes Energiebewusstsein“ auf eine glückliche Art zusammenzuführen.

 

Fernwärme Schweiz - wohin?

 

17.1.02 „Was als Wärmeenergie bei der Fernwärme aus der Röhre kommt,“ so Werner Rutishauser (Elektra Baselland), „stellt einen Mehrwert in der Form von Zusatzdienstleistungen, Komfort und Raumgewinn, Ökobeitrag und Nachhaltigkeit dar.“ Fernwärme gehört, fachlich gesehen, die Zukunft in Siedlungskernen und Industrieansiedlungen. Widersprüchliche Planungen, Kurzfristdenken und auch mangelnde Energie-Raumplanung stehen einer Steigerung der heute, in Prozenten des Gesamtenergieverbrauchs, noch bescheidenen Nutzung entgegen.

 An der Tagung „Fernwärme auf neuen Wegen“ am 17. Januar in Zürich sagte Werner Rutishauser, unter Gesichtspunkten des Naturschutzes steige die Bereitschaft einen Ökobeitrag zu leisten. Der Ökoaufschlag könne zwischen 15-25 Prozent über dem durchschnittlichen Wärmeangebot liegen. Rutishauser und die Elektra Baselland sammelten in den letzten Jahren Erfahrungen bei der Einrichtung von Quartierwärmen mit Biomasse (Waldholz)  und Wärmekraftkopplung. Im Oberen Baselbiet spielt eine Identifizierung der Bezüger mit ihrem Wärmelieferanten eine Rolle.

 Anschlussprobleme für die Fernwärme gibt es, wo die Identifizierung mit den Öko-Zielen geringer sein müsse: bei Belegungen bestehenden Mehrfamilienhaus-Liegenschaften. Einerseits zeigen sich Mieter anders motiviert, zum anderen zögert auch der Vermieter, erhöhte Wärmekosten in Rechnung zu stellen. Partnerschaftliche Lösungen, über eine neue Wärmekostenabrechnung, zwischen Vermietern und Mietern, würden erprobt. Zufriedenstellende Mieter-Vermieter-Fernwärmemodelle sind für eine weitere Expansion der rohrleitungsgebundenen Komfortenergie unerlässlich.

 Walter Steinman, Direktor Bundesamt für Energiefragen, fasste zusammen: Jährlich werden immerhin 90 000 Tonnen fossiler Brennstoffe ersetzt in der Schweiz durch städtische „Zentralheizungensquellen“ wie Kehrichtverbrennung, Abwärmenutzungen und über 280 Holzschnitzelheizungen. Mit Bundesbeiträgen wurden 330 Projekte von Energie 2000 unterstützt. Steinmann erinnerte daran, dass die Fernwärme in der Schweiz erst seit dem ersten Erdölpreisschock salonfähig geworden sei. Die ersten Anstösse gingen von einer bundesrätlichen Kommission unter Willy Ritschard aus. Derzeit fehlt dem BFE ein Budget, mit dem an die bisherige Förderung angeknüpft werden könnte.

 Der Ingenieurplaner, Gerhard Oppermann, stellte die Konkurrenzfähigkeit in den Vordergrund: um erfolgreich zu sein, sei Fernwärme nahe bei den konventionellen Heizungspreisen anzusiedeln. Nachfrageabklärung und zentrale Projektsteuerung seien unerlässlich.

 Kommen die neuen Energietechniken der Fernwärme in die Quere? Kleinstkraftwerke (z.B. Brennstoffzellen) stünden in Siedlungskernen und Siedlungsanlagen in direkter Konkurrenz zur verteilten Wärmeenergie. Dezentrale Anwendungen könnten für die Umwelt nachteiliger sein gegenüber grösseren GuD-Technologien,  z.B. im Vergleich mit Mini-Blockheizkraftwerken. Diese Zielkonflikte müssten durch Energieleitplanungen vermieden werden.

Warum der Wärmeverbund effizienter ist: Grafik

Fernwärme Schweiz  Über die Fernwärme der Elektra Baselland

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Energien-Verschleiss passé: Baselbiet aktiv für Heizen-ohne-Heizung

Regierung ruft Bauherrschaften zur Umwelt-Vernunft auf

23.1.02 Mit maximal 13'000 Franken Subvention können Bauherrschaften von „Passivhäusern“ neu in Stadt und Land rechnen. Insgesamt sollen Schadstoffe und Energieverbrauche massiv verringerbar werden. Als „begeisternden Schritt in die Zukunft“ präsentiert Regierungsrätin Elsbeth Schneider ihren neuesten Vorstoss für Energievernunft, der in dieser Art pionierhaft für die Schweiz ist.

Regierungsrätin Elsbeth Schneider erhofft sich vom Passivhaus-Förderprogramm auch Impulse für die Bauwirtschaft sowie eine deutliche Verbesserung des Umweltstandards des gesamten „Baukörpers Landschaft". Insbesondere durch die neuen Isolationstechniken z.B. bei Fenstern, die nötig werden, könnte neben Technologie-Entwicklern das Sanierungsgewerbe profitieren. Frau Schneider sagt, dass der Energieverbrauch im Gebäudebereich, etwa ca. fünfzig Prozent insgesamt, gesenkt und die Umweltbelastung verringert werden könnte. Vom Bundesamt für Energie (Bfe), Bern, erhält Frau Schneider Unterstützung, sagt Hans-Luzius Schmid, Vizedirektor BFE: „Wenn ich in die Nordwestecke komme, gelange ich immer ins energiepolitische Paradies der Schweiz“.

Das Passivhaus-Förderprogramm richtet sich im wesentlichen an Neubauherrschaften, sagt Peter Stucki, Abteilungsleiter Energie im Amt für Umweltschutz und Energie (AUE). Diese können mit 500 Franken Subvention für ein Beratungsgespräch rechnen, sowie mit je 50 Franken Subvention pro vorgesehenen Quadratmeter Energiebezugsfläche, maximal aber plus/minus 13'000.- Ein erstes Vorhaben ist in Liestal im Gespräch.

Was ist ein Passivhaus? Felix Jehle (AUE): „Im Prinzip braucht ein Passivhaus keine Heizung“. Es verzichtet auf sogenannte aktive Energieverwendung und gebraucht vorab die Umgebungstemperaturen (passive Nutzung). Das Haus ist in konventioneller Technik erbaut, gepaart mit High-Tech: bei den Fenstern handelt es sich um grosse Hyperisolier-Glasflächen. Die Wände sind Wärmeundurchlässig. Normalerweise ist der Winter das Problem, beim Passivhaus der Sommer: es verlangt hohe Kenntnis von Beschattungstechniken. Durch den Verzicht auf die Heizung – die durch eine künstliche, teilweise klimatisierende Belüftung ersetzt wird (mit Warmwasser-Erzeugungsfunktion), kostet ein Passivhaus vergleichbar 8 bis 10 Prozent mehr als konventionelle Häuser – aber folglich ohne nennenswerte Energiekosten in Zukunft.

In Deutschland existieren etwa 400-600 Passivhäuser, in Österreich um 200. Europaweit ca. 1000 - in der Schweiz ca. ein Dutzend. "Wir sind die Vorhinker der Schweiz", witzelt Felix Jehle über den eidgenössischen Passivhaus-Technologierückstand. er ist guter Hoffnung, aufzuholen und einige Fehler vermeiden zu können. Dank geballtem Know-how muss ein Passivhaus "keine begehbare Thermosflasche mehr sein", so ein Architekt. 

Mehr, siehe weiter unten. Einen Überblick über die Passivhaus-Technologie gibt es im Jahrbuch Erneuerbare Energien 

Internet: Passivhaustagung 02 Hier gibt es das Faltblatt auch als E-Broschüre: Amt für Umweltschutz und Energie BL

 

Beide Basel planen Passivhaus-Anschubprogramm

21.11. "Formel Null-Energie" in der Architektur meint: "Passivhaus." Dem sagen beide Basler Energiefachstellen eine grosse Zukunft voraus, die mit einem Anschubprogramm rasch Realität werden könnte. Erstmals schnitt ein "Energie-Apéro" das Thema am Mittwoch an.

Muttenz. Häuser ohne klassische Heizung heisse, "Energieeffizienz und Baukunst unter einen Hut zu bekommen", sagte Peter Stucki (Amt für Umweltschutz und Energie BL). Er kündigte staatliche Anschubprogramme für Passivhäuser an. Angesprochen sind Bauherren und Architekten. Lanciert wird die Aktion mit dem Amt für Umweltschutz und Energie Basel sowie möglichst der Energiefachstellenkonferenz Nordwestschweiz. Spruchreif könne die Vorlage schon vor der 6. Europäischen Passivhaustagung sein, die Ende Januar in Basel stattfindet.

"Passivhäuser sind die ‚Formel 1' der Energieeffizienz", präsentierte der Baselbieter Architekt und Energie-Fachhochschuldozent Markus Steinmann das Konzept, "eigentlich eher die ‚Formel 0': für Nullheizung." Vor einem Jahr, räumte er ein, sei er ahnungslos gewesen. Obwohl im Ausland bereits eine Unzahl solcher Bauten existieren. Was er in Deutschland und Österreich vorfand, waren alles andere als "begehbare Thermosflaschen." Zeit also, dass sich die Schweizer dem Thema annähmen.

Passivhaus steht für Normen, die ein Darmstädter "Ingenieur-Architektur"-Büro festlegte. Die "Heizung" ist dabei auf maximal 15 Kilowattstunden/Quadratmeter Nettonutzfläche einzugrenzen - zehnmal weniger als gewöhnlich! Keine Hexerei, lassen sich Bauherr und Architekt auf das Konzept ein. Steinmann unterstrich, dass aber der Hausbau neu zu denken sei. Die Mehrkosten betrügen erfahrungsmässig 6-8 Prozent. Dies liegt im wesentlichen an der hochisolierten und gesteuert belüfteten Gebäudehülle. Knackpunkt ist dabei der Überhitzungsschutz, Kälte sei eher kein Problem. Überhitzungsschutz ist besonders wichtig wenn ein "Glashaus" als Passivhaus errichtet wird, was technisch möglich ist.

Ein paar Zahlen zur Verdeutlichung der Umweltdimensionen: Überschlagsmässig bezieht ein Passivhaus während einer Generation (30Jahre)67'000 Kilowattstunden Energie, das sind umgerechnet 10'000 Liter Heizöl. Zehnmal mehr Liter dagegen verbrennt ein (besseres) gewohntes Einfamilienhaus. Es hinterlässt folglich dabei eine Spur von Hunderttausenden Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalenten in der Biosphäre.

Ein ein Leben lang bewohntes Passivhaus verschont die Biosphäre von Emissionen wie sie z.B., umgerechnet, grössenordnungsmässig der Einfamilienhausbestand der Gemeinde Hemmiken pro Jahr verursacht. Abgesehen davon, dass kein Mineralöl über Weltmeere verschifft, verarbeitet und transportiert werden braucht.

Der "passive" Clou des Passivhauses: seinen Rest-Energiebedarf deckt Solarenergie für Warmwasser und Strom locker. Der Warmwasserboiler wird durch die Minilüftungs- und Wärmepumpenanlage mit Erdregister, zur Vorwärmung der Belüftung, ersetzt. Die Be- und Entlüftung setzt besonderes Know-how voraus, verdeutlichte Steinmann, "Passivhausbau bedeutet Teamwork."

Im Aargauischen Stein errichtet René Birri derzeit zwölf Reiheneinfamilien-Passivhäuser in Holzmodulbauweise - die ersten ihrer Art in der Nordwestschweiz. Nichts zu spüren ist auf den Bildern von Effizienz-Technik und Hochisolation: Auf klassischen Grundrissen entstehen Heime, die nicht entfernt an z.B. eine effiziente Wohnmaschine gemahnen, nämlich; hell, hoch, weit, transparent, "wohnlich." Die Bauweise mit vorgefertigten Bauteilmodulen und die modernsten Fenster und Haustechnikanlagen sorgen dafür, dass trotz Höchst-Baustandards die Mehrkosten im Rahmen der angepeilten acht Prozent liegen. Günstiger Passivhausbau heisst allerdings, sagte Birri, Mehrfamilienhausbau. Um möglichst Grössenkostenvorteile zu erzielen für Serienfertigung Spezialfenster, Hausmodule, Technik etc. Beat Kämpfen aus Zürich präsentierte in Muttenz ein kompaktes, viergeschossiges Mehrfamilienhaus in Zürich-Höngg, das der Klasse Holz-Passivhaus zugerechnet wird. Überhitzungsschutz, Hochisolation, Lärmdämmung, Mini-Haustechnik und Kosten standen im Vordergrund beim Entwurf. Das Dach ist als Solarzellenkraftwerk angelegt. Kämpfen diagnostizierte: "Erst lernten die Taschenrechner mit Sonnenenergie auskommen, dann die Armbanduhren und demnächst die Gebäude."

Internet

 

Erstes Baselbieter "Minergie"-Haus in Münchenstein

17.10.01 Das erste Baselbieter Minergie-Haus in Münchenstein wirkt äusserlich wie ein moderneres Gebäude aus Holz - im Kern ist es mit dem Energie-Kalorienzähler errichtet worden und benötigt (fast) nur Erneuerbare Energien.

Münchenstein. Das erste Baselbieter "Minergie"-Haus wurde am Mittwoch in Münchenstein mit einer amtlichen Plakette aus der Masse der Neubauten hervorgehoben, da es nur ein Bruchteil des gewohnten Energieverbrauchs benötigt. 

Kantons "Energie"-Chef Peter Stucki würdigte dies mit dem Spezialsiegel "BL-001", das er Familie Jeiziner, den Bauherren, überreichte. Übertroffen wird dieser Bautyp nur noch vom Passivhaus-Standard (Komfort ohne Fremdenergie). Jeiziners nahmen sieben Prozent mehr Baukosten in Kauf, um ihr Haus mit ehrgeizig geringem Energieverbrauch zu realisieren.

Familie Jeiziner in Münchenstein steht für einen neuen Typus Liegenschaftsbesitzer, der von vorneherein auf regionalwirtschaftliche und umweltorientierte Werte setzt. So wurde das Haus mit soviel Holz wie möglich errichtet (ohne auf einen üblichen Betonkeller zu verzichten). Die Fassade wird geprägt durch Holz- und Eternit-Elemente, die Architekt Thomas Metzger nüchtern gestaltete. Enttäuscht wird, wer das typische Baracken-Innenklima des überdurchschnittlich isolierten "Holzhauses" erwartet. Mit Abrieben, Steinfussboden und Gips ist die Raumatmosphäre alles andere als "hölzern", worauf der beauftragte Generalunternehmer Pascal Fuchs besonders hinweist.

Die energietechnische Revolution liegt in der Kombination marktüblicher Techniken. Mit Holzenergie und Solarkollektor werden für die Komfortenergie erneuerbare Quellen eingesetzt (was durch das passende Stromangebot komplettiert werden könnte). Ein Warmwasserspeicher dient als Technik-Herz. Diesen speist der Sonnenkollektor vom Dach, ausreichende im Sommer. Im Winter wird mit Holz-Pellets geheizt, gepresste Holz-Presslinge. "Eine energiereiche Sache", sagt Energieplaner Tobias Meier. Zusätzlich wird der Wohnraum kanalisiert be- und entlüftet. Das sorgt für stets gereinigte und Natur-klimatisierte Atmosphäre. Dies verhindert das - zumeist - falsche Lüften, wo am meisten Energie verlorengeht. Der Abluft entzieht der Wärmetauscher am Schluss die Wärmeenergie um den Speicher zu unterstützen - heute erschwingliche Lüftungs High-Tech macht's möglich.

Minergie-Standard für das ganze Baselbiet hiesse, dass der Gebäude-Heizenergiebedarf im Kanton um schätzungsweise drei Viertel des heutigen Wertes verringert werden könnte.

 

Thomas Metzger hat eine Broschüre "Architektur und Energieeffizienz" gestaltet, die einige Begriffe kurz darstellt und weitere Literaturtips enthält Email

Der Marktführer "Erneuerbare Energien am Oberrhein" hilft Ratsuchenden weiter weiter

 

Basler Pionier-Hotels: Stromwechsel mit Effizienz-Boni

30.8.01: Führende Basler Hotels verlassen die Industriellen Werke (IWB) – und gehen eine völlig neuartige Energiedienstleistungs-Partnerschaft ein: mit dem Energiekonzern „atel“ sollen 10-15 Prozent am Strompreis- und gleichzeitig zehn Prozent Energieverbrauch durch „Effizienz-Contracting“ gespart werden. Dies Dienstleistungspaket entspricht ungefähr einem Wert gehandelter Energie von  zehn Millionen Franken.

Basel/Olten. Mit ihrem „Einspar-Contracting“, im doppelten Wortsinne, schlagen schweizerische Organisationen erstmals zugleich den durch die Gesetzgebung vorgespurten Weg der freiwilligen Energieeffizienz-Massnahmen ein. „Das dümmste was uns passieren kann, ist, dass alle von den Strompreisreduktionen reden und dabei vergessen, dass hier ein Energiedienstleistungs-Paket als Gesamtheit angeboten wird“, sagt ein Beteiligter. Die Oltner „atel“, als „Nr. 1“ der Inlands-Stromer, stellt erstmals ihr Know-how als Energieinfrastruktur-Konzern unter Beweis.

 Die Energiespar-Partnerschaft zwischen der  Energiedienstleistungsgruppe des Aare-Tessin AG-Konzerns mit den Hotels lehnt sich an bisherige, ausländische Einspar-Contracting-Modelle an (z.B. in Berlin oder Österreich). Im Zeitraum von sieben Jahren erwirtschaftet die „atel“ als Effizienzcontractorin als Ziel bei den beteiligten 20 Hotels (s. Liste) gesamthaft zehn Prozent Minderverbrauch. Ihr Verdienst wird so hoch (oder tief) sein, wie es gelingt,  mehr als die 10 Prozent herauszuholen (was energietechnisch eine Leistung für hiesige Verhältnisse darstellt). Dieses Mehr ist der Vertragsgewinn der Energiedienstleisterin mit anderen Worten. Der Zielwert gilt für die Hotelgesamtheit. Die beteiligten Beherbergungsbetriebe kennen sich teilweise bereits von gemeinsamen Massnahmen, die für die kantonalen Basler und Zürcher Energiegesetze nötig wurden. Dabei spielt das Basler Energie-Ingenieurbüro „Alteno“ eine Rolle, das den Hotelier-Verein in Energiefragen coacht. Der Strompreisrabatt, den die „atel“ den effizienzwilligen Kunden gewährt, dient einerseits als Anreiz, überhaupt auf das Energiedienstleistungs-Angebot einzusteigen. Andererseits, um die Kundenbeziehung zu festigen.

 Seit etwas mehr als einem Jahr präsentiert sich die „atel“ als Energiedienstleistungskonzern, indem sie im In- und Ausland Infrastruktur- und Installationsgeschäfte erwarb. Für die Oltner wird ihre Strategie so erstmals zum Testfall ihrer neuen Strategie, bestätigt „atel“-Pressesprecher Andreas Meier. Die „atel“ ging aus einer Ausschreibung der Hotels als Contractorin hervor. Sechs Unternehmen wurden angefragt. Für die „atel“ stehen nach unbestätigten Angaben rund zehn Millionen Franken – je nach Effizienzgewinn oder –verlust, auf dem Spiel. Seitens der Industriellen Werke Basel (IWB) wird der Verlust einiger prestigeträchtigen Hotels als Kunden bedauert. Gegenüber den Beteiligten meldeten bereits weitere Interesse an. Neue Poolbildungen sind angedacht. Seitenanfang

Grosskunden bis 1 Mio. kWh haben Offenmarkt – Chemie gehört zu frühen Gewinnern

 Basel. Die Elektrizitätsunternehmen haben praktisch den Markt für Grossverbraucher vorauseilend geöffnet, abgesehen von ein paar Ausnahmen (vor der Wettbewerbskommission hängig). So haben die IWB und die EBM schon vor ca. zwei Jahren Novartis, Ciba, Syngenta u.a.m . als ihren Schlüsselkunden happige Preisnachlässe gewährt. Aussdem sind die IWB und die AEW Energie AG im Energie-Infrastrukturunternehmen „BEC“ (Rheinfelden) mit den „Chemischen“ verbunden. Intern wird aber befürchtet, dass durch die outgesourcte Infrastruktur an Vivendi und Johnsons Control internationale Konzerne bevorzugt werden könnten, die z.T. den neuen Verantwortlichen mentalitätsmässig näher sind. So zeigte sich am neuen „Hotel“-Energiedienstleistungsvertrag, dass eine ausländische Konzernzentrale die schweizerischen Anliegen bisher gar nicht begriffen hat. Zu den übrigen bekannten Namen - mit gewechselten Stromlieferanten - zählen seit etwa anderthalb Jahren die SBB, Swisscom, UBS, CS, teilweise Migros und Coop, die SMH, McDonald’s und zahlreiche andere. Nicht jeder Wechsel wird publik gemacht. Teilweise geht der Wettbewerb bis zu einer Abnehmergrösse von einer Million Kilowattstunden (also etwa der Grösse von 250 Durchschnitts-Haushaltsverbräuchen). Seitenanfang

 

"Nanos" in Liestal als Neuestes der Welt

"Tenum - oder wie kommt das Neue in die Welt?", wurde in Liestal gefragt, anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Öko-Technoparks "Tenum." Was also sind "Nanos" und was hat es mit Innovation zu tun?

Was braucht es, damit, wie 1987 in Reigoldswil, erstmals ein Biojoghurt im Karton-Plasticbecher präsentiert werden kann? Was braucht es, damit finanzielle Rücklagen ökologisch angelegt werden? Wieso gibt es in Liestal ein nach Öko-Kriterien errichteten Technopark, der ein Viertel von der Energie benötigt was sonst Bürobauten fressen? Wenn es so gut ist, wieso gibt es sowenig davon? Das Neue hat es nicht leicht in der Welt - wieso kommt es trotzdem? Wieso dreht sich die Erde um die Sonne und nicht wie vor einigen hundert Jahren noch die Sonne um die Erde? Man sagt immer, Technik sei knallhart, aber das Fazit eines Gespräches im "Tenum" zeigte: knallhärter sind "soziale Stimmungen."

In Liestal diskutierten vergangenen Donnerstag hochkarätige Spezialistinnen und Spezialisten über gesellschaftlichen Wandel, und, wie sie für den Wandel eintreten wollen. Darunter der frisch gebackene Direktor des Bundesamtes für Energie, Walter Steinmann (den Baselbietern als ehemaliger Wirtschaftsförderer bekannt). Ihm fällt die Führung bei der neuen Elektrizitätsmarkt-Ordnung zu, samt Neuausrichtung der entsprechenden Bundesbehörden; Professor Hans-Joachim Güntherodt, die schweizerische Koryphäe der Nano-Wissenschaften und weltweit "top", Chantal Guggenbühl von der Stiftung "Max Havelaar" - die in weniger als zehn Jahren das soziale Gewissen in die Supermärkte zurückbrachte -, Inge Schumacher von der UBS, ein Team, das zig-Millionen "grüner" Gelder verwaltet, Professor Bruno Späni, dessen Gruppe an der Fachhochschule beider Basel digitale Karten in Qualitäten erstellt, die die Planungswelt von morgen auf den Kopf stellen werden, sowie Felix Knobel als Vertreter des "Tenums" und als Architekt der "artevetro-Architekten", die den Beweis für einen Baustil erbrachten, der soziale ebenso wie ökologisch-ökonomische Aspekte in den Hausbau transferiert.

Ein Beispiel für das Neue in der Welt: der Nanokosmos. Auf atomarer Ebene kann nun mit der Natur gearbeitet werden; nie verschmutzendes Glas, Kohlenstofffasern härter als Stahl, "intuitive" Rechner, intelligentes Operationswerkzeug von der Kleinheit eines Zündholzköpfchens im Gesundheitswesen - die Liste ist endlos, was die Nanotechnologie erlauben wird. In Liestal liess sich die "Nanosurf AG" nieder, eine Handvoll Wissenschafter der Uni, Schüler von Güntherodt, die ein Nanomikroskop für etwas mehr als 10'000 Franken vertreiben, was es in Japan für 50 Millionen gibt, und sonst nirgends. Aber zunächst muss die Industrie die Chance begreifen, dass ihre Qualitätssicherung nun nicht mehr mit den üblichen Geräten vollzogen werden kann: Nur Nanotechnologie macht Qualität sichtbar. Bis sich dies herumgesprochen hat, dürfte es ein Weilchen dauern. Dies zeigt auch, dass Innovationen wahrscheinlich immer erst reaktiv eingeführt werden, denn wer lässt schon gerne von alten Gewohnheiten? Falsch waren diese ja auch nicht, oder?

"Die Zeitalter werden nach ihren Hauptmaterialien benannt", sagte Professor Hans-Joachim Güntherodt, also z.B. Steinzeit, Atomzeit... Der Basler steht an der Spitze des Nationalen Forschungsschwerpunktes "Nanosciences", er gilt als einer der führenden Nano-Wissenschaftler weltweit. Der Nanokosmos ist die kleinste grösste Welt zurzeit. Ein Nanometer ist der Millionstelmillimeter - also ein Millimeterstrich auf dem Lineal, geteilt durch eine Million. Wenn ein gewöhnlicher Apfel einen Nanometer gross wäre, dann müsste ein normaler Apfel im Verhältnis dazu zur Grösse des Erdballes aufgeblasen werden, dann wären die Verhältnisse korrekt wiedergegeben. Gegenwärtig jettet Hans-Joachim Güntherodt in der Welt herum, erzählt von der schweizerischen Top-Position der Nano-Wissenschaft, spinnt "Netzwerke", hält Anschluss. "Wenn wir den Menschen die Angst vor dem Neuen nehmen, dann können wir sie dafür gewinnen", weiss Güntherodt aus zahllosen Gesprächen.

Angst nehmen, Vertrauen vermitteln, Glaubwürdig sein, dann hat das Neue eine Chance - aus allen Beiträgen der Referentinnen und Referenten schimmerten diese Grundkonstanten durch. Walter Steinmann will dies in gesetzliche Form giessen, und so "gleich lange Spiesse" für alle Anliegen schaffen. Ökogelder verhalten sich in der Performance heute, bei gewissen Kriterien, wie gewöhnliche Fondsgelder, sagte Inge Schumacher, daher rührt eine immer grössere Glaubwürdigkeit in der Banker-Szene selbst. Vertrauen, eine gerechtere Welt zu schaffen, erwarb sich die Stiftung Max Havelaar als Vermittlerin zwischen den Ländern des Südens und dem Norden; denn wer kann letztlich wirklich ruhig und gewissensfrei seinen Kaffee geniessen, der Armut und Leid verursacht, statt Freude und grüne Landwirtschaft? Das Neue ist eine Zumutung, die man sich Zumuten muss, die einen früher, die anderen später. Eines schien klar am Donnerstag; der Wandel ist nicht aufzuhalten, wie man sich auch dazu stellt. Zurück zur Startseite Seitenanfang